Bestehende Regeln zum Strommarkt und zu den Netzentgelten und ein Überangebot an Stromerzeugung in Deutschland korrelierten jahrelang mit sehr niedrigen CO2-Preisen. Die Folge waren niedrige Erlöse für die Erneuerbaren am Spotmarkt und niedrige Strommarktpreise insgesamt. Gleich mehrere Entwicklungen führen derzeit zu überhöhten Strompreisen: - Durch stark gestiegene hohe CO2-Preise und gleichzeitig hohe Preise fossiler Brennstoffe und fehlende flexible und effiziente Residuallastkraftwerke (H2-Ready), die zur Volatilität der Erneuerbaren passen, ist Strom ein sehr knappes und damit teures Gut geworden.
- Ein Nebeneinander des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) mit einer speziellen Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien einerseits und einem separaten Regelungsregime im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) für die konventionelle Stromerzeugung mit einem Grenzkostenmarkt (das teuerste ans Netz gehende Kraftwerk bestimmt den Preis für alle) andererseits ist schon länger kein geeignete Lösung mehr für eine zunehmende Stromerzeugung aus Sonne und Wind mit Grenzkosten (variable Kosten, Betriebskosten), die gegen Null gehen.
- Russland nutzt Abhängigkeiten bei Kohle, Öl, Gas und Uran sowie seine Marktmacht und treibt insbesondere die Gaspreise in bislang ungeahnte Höhen.
- Hinzu kommen AKW-Kraftwerkskapazitäten in Frankreich, die aus Gründen der Sicherheit, der Wartung oder fehlenden Kühlwassers keinen Strom liefern.
- Betreiber von fossilen Kraftwerken stehen aufgrund ihrer Bedeutung für die Versorgungssicherheit bei knappem Angebot in keinem Wettbewerb mehr, nutzen ihre Marktmacht aus und erlösen bei der Stromerzeugung „Über“gewinne. Sie sind darüber hinaus wenig flexibel und preisbestimmend für die Erlöse vieler Kraftwerke und verteuern somit den Strompreis für Alle. So ist das EEG- Konto derzeit innerhalb kürzester Zeit mit 16 Mrd. im Plus.
- Betreiber fossiler Kraftwerke haben Überschüsse an EU-ETS Zertifikaten zu Zeiten niedriger Preise angehäuft. Sollten sie nicht produzieren, könnten sie die Zertifikate heute zu einem deutlich höheren Preis verkaufen, und preisen diesen ein.
- Zusätzlicher Strombedarf für z.B. Wärmepumpen, E-Mobilität und Wasserstofferzeugung erfordert einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren sowie die Investitionen von Flexibilität (Speicher, Lastmanagement, effiziente Residuallastkraftwerke).
- Hemmnisse beim Ausbau der Erneuerbaren (lange Genehmigungsverfahren, Widerstand vor Ort, fehlende Fachkräfte) durch verfehlte Politik der Vorgängerregierungen.
- Fehlende Anreize für flexible effiziente Residuallastkraftwerke und Lastmanagement.
In der Summe führen diese Entwicklungen dazu, dass Strom längerfristig ein knappes Gut bleibt und zu überhöhten Strompreisen, die mit den tatsächlichen Aufwendungen (Kosten, externen Kosten) der Kraftwerksbetreiber in keiner angemessenen Relation mehr stehen. Der Ausbau der Erneuerbaren und die Investitionen in Flexibilität (Speicher, Lastmanagement, effiziente Residuallastkraftwerke) brauchen langfristige Planungs- und Erlössicherheit. Ein Wettbewerb über einen Grenzkostenmarkt konventioneller Kraftwerke, der auch die Erlöse der Erneuerbaren und Flexibilitätsoptionen bestimmt, ist bereits länger nicht mehr den Herausforderungen des Stromsystems der Zukunft angemessen. Die Erlöse werden zunehmend durch externe Rahmenbedingungen vor Ort wie Sonnenstunden, Wind, Flexibilitäts- und Residuallastbedarf bestimmt und nicht mehr durch die Kostenstruktur von bestehenden fossilen Kraftwerken mit hohen Internalisierungs- und Brennstoffkosten. Dem wird bei zunehmenden Anteilen an Erneuerbaren das bisherige Strommarktdesign, das auf den Wettbewerb unflexibler abgeschriebener mit hohen Brennstoff- und externen Kosten verbundenen fossiler Kraftwerke basiert, schon lange nicht mehr gerecht. Es wird daher vom KiB e.V. vorgeschlagen: - Die Vermarktung der Erneuerbaren Energien aus dem Energy Only Markt, der sich an den Grenzkosten fossiler Kraftwerke bemisst, vollständig herauszulösen.
- Eine Netzentgeltreform, die Flexibilitätsoptionen anreizt, Stromerzeuger (Überschusseinspeisung) an den Kosten der Netze angemessen beteiligt und die Entfernung von Erzeugern zum Verbraucher berücksichtigt, um Energysharing und Eigenstromnutzung vor Ort entbürokratisiert zu ermöglichen.
- Bei zusätzlich benötigtem Strom für Wärmepumpen, E-Mobilität etc. neben dem zeitgleichen Ausbau der Erneuerbaren vor Ort auch den Ausbau zeitgleicher flexibler und effizienter Residuallastkapazität sicher zu stellen.
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